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Der Name Düffelt In dem Buch: Die Düffelt, Festschrift zur Gründung des Heimatvereins « die Düffelt »,gibt Dr. Friedrich Gorissen eine plausible Erklärung des Namens Düffelt.
Die Deutung, dass der Name Düffelt seinen Ursprung im römischen Wort “ Duofluvius “, (= zwei Ströme, wegen der Zweiteilung des Rheins bei Kleve) haben soll, ist heute wohl überholt.
Sprachwissenschaftlich steht heute nahezu fest, dass das allen fünf im 8.bis 10. Jh. verwendeten Namensformen zugrunde liegende Wort mit du- beginnt, in der Mitte ein b- oder v-Laut hat und mit einem l-Suffix endet.
Man hat also die Wahl zwischen dubel und duvel.
In14.und 15.Jh. ist es noch vorwiegend Dufel oder Duyfel. (latinisiert Duflia)
In der Reihenfolge: duvel (9.-10.Jh.). dufel (11.-15.Jh.).duffel (14.Jh.): dabei ist zu bemerken, dass dieVerdopplung des f, nur den Konsonanten geschärft, nicht aber den Vokal offen gemacht hat, wie denn noch heute der Vokal in der heimischen Mundart als geschlossenes ü gesprochen wird. Die niederländische amtliche Schreibweise Duffel ist evident falsch; sie müsste – analog zu Huisen- Duiffel geschrieben werden. ( Hüssen wird Huissen in niederländisch) Das ist der im 17. und 18.Jh.geübte Brauch. Der Auslaut auf t.- ist modern; er fehlt in den Ableitungen; die Bewohner der Düffelt heißen Düffeler.
Das l.- kann darauf hinweisen, dass es früher dufelo gewesen ist. Das Suffix lo oder loh ( von lateinisch locus = Stelle. Platz, Ort, Ortschaft) kommt oft vor als Waldname: Markelo, Borculo. Und in der Düffel hatten wir es zu tun mit einem verhältnismäßig spät gerodeten Markenwald und wir finden an manchen Orten in dieser Gegend mit dem Wort Düffel zusammen gesetzte Rodenamen wie: Raaydüffel, Riesdüffel, Düffelacker, Riesdüffelsestrasze.
Düffel kann gesehen werden als ein Waldname, der sogenannte Düffelwald, dessen Name um 700 Duvelo oder Dubelo gewesen sein kann.
Düffel könnte auch kommen von : Teufel (deutsch), duivel (niederländisch), duvel (niederländische und flämische Mundart), diabolus ( lateinisch).
In der Düffelt gibt es auch heute noch den Duivelsberg oder Teufelsberg, zwischen Kranenburg und Nijmegen.
Der Düffelwald wurde genutzt als sogenannter Gemeinwald der den rund um den Wald gelegenen Niederlassungen: Rinderen, Donsbrüggen, Mehr, Niel, Leuth, Kekerdom, Bimmen, Keeken und Düffelward gehörte. Die zentrale Stelle “die Heimstat” (= Stelle, wo die Bevölkerung zusammen kommt u.a. zur Rechtsprechung), mitten im Düffelwald, deutet auf eine Verbindung zwischen dem Namen des Waldes und dessen öffentlicher Funktion.
Das Heimal-Freiengericht und Kulturmittelpunkt
Mitten im Düffeltwald bei einer Kreuzung alter Strassen lag die Heimstat. Die Stelle wird heute noch markiert von einem ringförmigen Zeichen, das eine steinerne Bank andeuten kann und dort steht geschrieben: “ olim stat Duiffels gericht’ ( hier stand damals das Gericht der Düffel) (nördlich in der Nähe von Niel)
Örtliche Namen liefern viele Beweise, dass die Heimstat tatsächlich dort war : die Heimstatse straet, ein Parzelle die die Heimstatt oder Heimstaden heißt, die obengenannte Aufschrift. Bereits 1409 heißt es vom Weg: er führte “ up gen heemstatt “
Die Heimstatt war damals noch in voller Funktion. Als Herzog Adolf am10 Juli 1445 die Pfandherrschaft in der bis dahin geldrischen Düffel antritt, fordert er in einem vom 22 Juli 1446 datierten Schreiben die namentlich genannten Angehörigen der Ritterschaft und die gemeinen Kirchspielleute auf, am Sonntag den 7.August um 8 Uhr vormittags zu erscheinen “ angher heymstat, dair men in der Duyfel to vergaderen plegen “ um ihm dort als neuem Landesherrn zu huldigen.
Im Jahre 1472 ließ der Herzog den zum Richter in der Düffel bestellten Thomas Hotman “ op die heymstadt” im Beisein seines Rates und der dort versammelten Volksgemeinen der Düffel vereidigen; dort saß der Richter mit seinen Gerichtsleuten im Heimal zu Gericht. Die Örtlichkeit, an der die Ritter und gemeinen Geerbten sich versammelten, hieß die Heimstatt. Die Versammlung, mindestens die der Gerichtsgemeinde, war das Heimal.
Ilgen.Qu.IIa nr.75: Item dyt es ghoene dat ich Thomas Hotman van gerichts wegen gedaen heb in Duffel, synt to mail dat myn g.h.&c syner genaden vrunde op die heymstadt had inde in bywesen der Duyffeler my Thomas vurser . mynen eyd dair staven leyt voir enen richter…
Ilgen.Qu.Iia nr.76 Bericht des Richters Hotman: Item in den yrst in den iair bun ick Thomas voirser. op der heimstat gewest, in de hemelt to gericht gesetten myt gerichtsluyden…
Deiche und Polder.
In dem oberen Teil des Rheindelta - das spätere Kleverland- wurden schon ganz früh, im 9.- 2. Jh., von den Bauernhöfen auf den erhöhten Uferwällen, Ringwälle gebaut, als Schutz gegen die häufigen Verlagerungen des Flussbetts. Solche '' privaten Umfassungen” wuchsen nach einiger Zeit aneinander zu ganzen Inseln, sogenannten “Warden”, die dann zwischen zwei oder mehreren Rheinschleifen lagen.
Im 12. und 13.Jh. war der Bau und Unterhalt dieser Deichwerke eine Angelegenheit der örtlichen Dorfgemeinschaften, Nachbarschaften, Marken oder Weiler, bevor – im 14.Jh. – die regionalen Wasserbehörden entstanden mit einem öffentlichen und gesetzlichen Charakter, die anordneten, gesetzliche Zuständigkeiten bekamen und Steuern erheben konnten. Die Leitung hatte das örtliche Gericht.
Eine spezielle Kategorie der örtlichen Wasserbehörde waren die sogenannten “Bruchlandkultivierungen” (11.-12.-14. Jh.), wobei am Ende des 14.Jh., vor allem holländische Einwanderer - Kultivierungsspezialisten (sogenannte „broekers“)- eine wichtige Rolle gespielt haben. Unter holländisch muss man sich die Leute aus der Provinz Nord Holland vorstellen. Dort wohnten, wie noch heute nördlich von Amsterdam, die Westfriesen, die sehr erfahren waren in Wasserbauten, weil die Umgebung dort dazu gezwungen hat. Viele Namen dort enthalten heute noch das Wort “broek”, ein germanisch-friesisches, Wort das Moor oder niedriges Land bedeutet. ( englisch brook, deutsch Bruch). z.B. Lutjebroek, Grotebroek, Broek op Langen Dijk. Bemerkenswert ist, dass hier noch heute der Name Ooteman angetroffen wird, sodass die Hypothese, dass einer davon damals mit den “broeckers” in die Düffelt gekommen ist und dort geblieben ist und schließlich zu einem der Stammväter unseres Stammbaums geworden ist, nicht ganz unwahrscheinlich wäre. Meine Forschungen haben das aber nicht bestätigen können.
In der Düffelt trifft man heute noch auf viele Bezeichnungen, die auf diese “Holländer” hinweisen u.a. Holländer Bruch,
Zurück zu diesen Kultivierungen: das waren keine Schutzbauten: sondern Abbaukonzessionen. Das geschah in den sumpfigen, morastigen Vorufergründen, wo kaum Lehm anzutreffen war und die dem Landesherrn gehörten. Für den geldrischen oder kleverischen Landesherren, war das eine wichtige Einnahmequelle. (broekcijnzen). Meistens gab es ein Übereinkommen zwischen dem Landesherrn und der diesbezüglichen Bruchgemeinschaft. Im Klever Land finden wir noch heute das Kranenburgerbroek, das Appeldornerbroek, das Üdemerbruch, Holländerbruch, durchschnitten von einem Holländersteg.
1343 ist die Rede vom Land bis an den Quergraben hinter dem Holländerbruch bei Tuthese
( usque ad fossam versus paludem Hollandinorum).
Die Aufteilung der Brüche in Höfe, je 16 “holländische” Morgen, ist also verständlich.
Das älteste bekannte, schriftlich vorliegende Deichrecht ist enthalten in einem Brief vom geldrischen Herzog Edouard (1361-1371), der damals die landesherrliche Autorität über das Kerngebiet der Düffelt ausübte. Das bedeutete den Anfang des bekannten Düffeler Deichrechts, das aus der Praxis der Wasserwirtschaftsorganisation entstanden war. Wer diesen Brief liest, stößt auf allerlei bekannte Wasserwirtschaftsbezeichnungen von heute wie z.B. Deichgraf, Heimrat, Wahlkreis, “ingelanden”, “schonen en schouwen”, Strafbestimmung, Rechtsprechung der Deichgrafen und Landesherren, Recht zur Entwässerung usw..
( Privilegium Cranenburgensis von 3-2-1343)
Auch nachdem im15. Jh. die Düffelt zum Herzogtum Kleve gekommen war, blieb der Deichbrief von 1364 das Basisreglement. Die Dycken-Ordnung von 7 Juli 1575 von Willem van Kleef, galt nicht für die ''dijkschouw'' (Wasserwirtschaft) der Düffelt. Erst nach dem umfassenden Reglement für die Deich- und Wasserwirtschaft im Herzogtum Kleve vom 24.Februar 1767 kam das Ende der Gültigkeit des alten Deichbriefs von 1364. Also, auch nach dem Übergang des geldrischen Teils der Düffelt an das Herzogtum Kleve ( im Laufe des 15.Jh.) blieb die Grundlage des geldrischen Deichrechts noch Jahrhunderte in der Düffelt in Kraft.
Foto: Deichbruch und Hochwasser in Ooy Dezember 1926. Ganz rechts das Haus „ Haus der Koekoek“, wo ich geboren bin. Meine Mutter war hochschwanger ( ich bin geboren 29 Januar 1927) und musste mit einem Ruderboot abgeführt worden.
Infolge der niederländischen Politik, bei Hochwasser im Waal, Wasser in den Ooypolder strömen zu lassen über die absichtlich niedrigen Deiche, wodurch auch die deutsche Düffelt bis Rinderen und Donsbrüggen unter Wasser stand , wurde 1852-1854 an der Grenze mit der deutschen Düffelt, ein Querdamm ( dwarsdam) gebaut, von der Thornse Mühle mit einer Länge von 2 km. bis an den Anschluss zur Hügelkette bei Wyler. Für die Bauern in dem Ooypolder mit ihren fetten Wiesen, war das Hochwasser mit viel Ton wohl gut, aber die deutschen Bauern, die überwiegend Ackerbau betrieben, hatten jedes Mal großen Schaden an ihren Gewächsen. Lange Zeit haben die Niederländer sich nichts daraus gemacht. 1926 hat der Querdamm zum letzten Mal seine ausgezeichneten Dienste ( für die Niederländer) geleistet Danach haben die Niederländer ihre Deiche erhöht. Heute ist der Querdamm ein “Schlafdeich” geworden, der in Zusammenarbeit zwischen dem deutschen und dem niederländischen Teil der Düffelt entstand nach 1926. 1932 wurde bei Nijmegen das niederländisch-deutsche “ Stoomgemaal” ( Dampfschöpfwerk) gebaut, das für eine gute Entwässerung des ganzen Düffeltgebiets in den Waal sorgte.
Die Geschichte der Düffelt
Das Land am Niederrhein finden wir zum ersten Mal beschrieben in “ De Bello Gallico “, ein Bericht über den Feldzug von Julius Caesar und den Krieg in Gallien 58-51 v.Chr.
55 erreichten die römischen Truppen den Rhein und reichlich 4 Jahrhunderte sollten sie in dieser Gegend bleiben! Aber ihr Einfluss reichte viel weiter in der Zeit, weil die germanischen Stämme, die später in das Gebiet eindrangen sich dort niederließen und nach ihrem Militärdienst in den römischen Legionen, noch Jahrhunderte unter dem Einfluss der römischen Kultur blieben. Bis ins 16.Jh. wurden noch Steine und andere Materialen aus römischen Gebäuden in allerlei Konstruktionen verwendet.
Anfänglich wollten die Römer noch mehr erobern und beabsichtigten auch das Gebiet zwischen Rhein und Elbe ihrem Reich ein zu gliedern. Zu dem Zweck hatten sie schon überall entlang des Rheins Lager angelegt. Sie dienten als Stützpunkt und Ausfallbasis: Noviomagum ( Nijmegen), Castera Vetera (Xanten), usw.
Die Überquerung des Rheins ist anfangs auch gelungen unter der Leitung von. Claudius Drusus ( mit seinen römischen Legionen hat erim Jahr 12 v.Chr. die Düffelt eingenommen ) und nachher Tiberius, aber 9 nach Christus wurden 3 römische Legionen, geführt von Varus von Germanen im Teutoburgerwald vernichtend geschlagen. Das war das Ende der Erweiterungspläne und der Rhein wurde endgültig Reichgrenze, der Limes ( In den Niederlanden heißt das Gebiet jenseits des Waal heute noch immer Liemers. ( Oben genannter Tiberius regierte von 14 v.Chr. bis 37 n.Chr. und ist derselbe Kaiser, dessen Stellvertreter Pilatus in Judea diente. Er kehrte 12 n.Chr. , nach seinem Feldzug in Germania heim.)
Außer einer ganzen Reihe neuer Lager der Reichsgrenze entlang, entstanden auch überall in der Nähe dieser Lager Bürgerniederlassungen, wovon die bekanntesten wohl Colonia Agrippina (Köln), Castra Vetera (Xanten) und Noviomagum ( Nijmegen) sind. Dort ließen sich die pensionierten Soldaten, darunter viele aus unterworfenen germanischen Stämmen, nieder. Sie lebten vom Ackerbau aber trieben auch lebhaft Handel mit dem ganzen römischen Imperium.
Die Ruhe hat nicht lange gedauert, denn 69/70 nach Christus rebellierten die Bataver. Sie nützten die Gelegenheit der Abreise der römischen Rheinarmee nach Rom aus, um dort ihren Führer Vitellius, der in Köln zum Kaiser ausgerufen war, auf den Thron zu helfen. Das hat anfangs große Teile gallischen Gebietes gekostet: Nijmegen, Xanten, Köln und Mainz. Aber die germanischen und gallischen Rebellen waren uneinig und dadurch wurde Claudius Civilis, der Rebellenführer bei Trier geschlagen und dann noch mal bei Xanten. 70 mussten die Bataver sich zurück ziehen in die Betuwe und sich unterwerfen.
Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet hierüber: “die Gallier kämpften für die Freiheit, die Bataver für die Ehre und die Germanen um zu plündern “.
Jetzt blieb es in diesem Gebiet sehr lange Zeit, etwa bis zur Mitte des 3.Jh., ruhig. Aber nördlich und östlich des Rheins ballten sich viele germanische Stämme zusammen. Sie nannten sich Franken. In den Jahren 253 und 275 durchbrachen sie dann die Reichsgrenze. Beide Male wurden sie von den Römern zurück geworfen, aber große Gruppen blieben zurück und durften sich dort niederlassen. Vor allem im nördlichen Teil des Rheinlandes, also in unserer Gegend, hatten die Römer wohl noch die tatsächliche Macht in den großen Städten, aber dazwischen wurde das Gebiet von diesen Germanen (Franken) weiter kolonisiert.
Das ist wichtig in Zusammenhang mit der Sprachbildung in diesem Gebiet.( die heutigen Niederlande und Flandern). Darauf komme ich später noch zurück. 360 kamen die Franken nochmals über den Rhein, aber wiederum werden sie geschlagen, jetzt von Julianus, der sie auch noch auf der anderen Rheinseite verfolgte.
In 388 kamen sie noch einmal zurück, aber die endgültige Abrechnung kam am Silvestertag 406 n. Chr., als die Burgunder nach Gallien hinein zogen. Das bedeutete das Ende der Herrschaft der Römer am Niederrhein, die 450 Jahr gedauert hatte. (55 v.Chr. bis 406 n.Chr.)

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