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Der Name Oteman. Lange Zeit war mir nicht ganz klar, wo dieser Name Oteman herkommt. Wäre es ein friesischer oder west-friesischer Name, dann könnte es Sohn von Otto bedeuten, wie Galema, Scheltema, Herema usw. Und in der Tat findet man in West-Friesland, nördlich von Amsterdam um Grootebroek (Enkhuizen), ab 1600 die Namen Ootema und Ooteman und die Nachkommen davon leben dort noch immer. Genau wie unsere Familie sind sie größernteils katholisch, aber alle schreiben ihren Namen mit Doppel O! Es ist bekannt, dass in der Duffelt, die Gegend am Niederrhein, zwischen Kleve und Nijmegen, wo unsere Familie herkommt, im dreizehnten Jahrhundert, sogenannte "broeckers " aus Holland „ eingewandert “ sind um der örtlichen Bevölkerung zu helfen, das niedrige und sumpfige Land einzudeichen und trocken zu legen. Die Holländer hatten damit viele Erfahrung. Broekland bedeutet in Alt-Niederländisch: niedriges Land. Denken Sie mal an die west- friesischen Stadtnamen wie Grootebroek, Lutjebroek, Broek op Langedijk und das englische ( Keltische) Wort „brook“ ( deutsch Bruch). Man kann sich dann vorstellen, dass von diesen west- friesischen Einwandern einer dort geblieben ist, ein Ootema (n), dessen Name später zu Oteman geworden ist. Keine unlogische Hypothese. Wie gesagt, ich habe versucht das zu unterbauen, aber nirgendwo- bis 1650- kann ich irgendeine Verbindung herstellen zu den Ootemänner in West-Friesland. Auch die Vornamen sind ganz anders, wie Sijtje, Sijmon, Lijsebeth, Aagje, Klaas, Aaltje. Bei uns ist es Wilhelm, Johann, Theodor usw. Diese Hypothese, so schön sie auch ist, müssen wir aufgeben. Im Mittelalter streunten durch ganz Europa viele Türken, Ottomanen genannt. Sie boten allerhand Handelsware und Teppiche zum Kauf an. Ein Türke war ein Ottoman. Vielleicht hat sich so einer hier eingebürgert und das ist unsere Ahnherr? Diese Unterstellung ist allerdings nicht so wahrscheinlich, beachtet man die Religion in unserer Familie, und den urgermanischen Namen und die Tatsache, dass früher solche Fremdlinge aus dem Osten in unserer Gemeinschaft kaum akzeptiert wurden.Die Lösung müssen wir vielleicht in der Entwicklung der Schreibweise unseres Namens suchen. In den Urkunden, zwischen 1600 bis 1800, wurde unser Name auf mehr als 20 (!) verschiedene Arten geschrieben. In vielen Urkunden steht ein „H“ davor: Also, Hoteman. Auch in Amerika habe ich Einwandern gefunden aus der Periode 1680-1750, die den Namen Hoteman und auch Oteman hatten. Sie stammen aus “Germany”, aber wo, habe ich noch nicht herausfinden können. Es ist nicht so ungewöhnlich dass das „H“ im Laufe der Zeit weggefallen ist. In Zeeland, West Vlaanderen und Belgien konnten viele Menschen das H nicht gut aussprechen. Franzosen können das überhaupt nicht. Mir ist nicht bekannt, ob das auch der Fall ist im niederrheinischen Sprachraum. Im jedem Fall ist das „H“ während der französischen Besetzung des Rheinland um 1800 endgültig weggefallen. Im Kapitel I dieses Buches sehen wir, dass die ältesten gefundenen Otemänner, Hotman hießen. Diesen Namen findet man auch in Schottland und ein kalvinistischer François Hotman, aus der Schweiz, diente am Hof von Catharina de Medici in Frankreich im 17ten Jahrhundert. 1472 ließ Herzog Adolf, der damals noch die Gelderste Duffelt im Pfandlehn hatte, Thomas Hotman, als Richter in der Duffelt ernennen und '' op die heymstadt'' im Beisein seines Rates und der dort zusammengekommen Volksgemeinschaft der Duffelt vereidigen. Wir haben sein abgenutztes Amtssiegel. ( Heimal, Heimstadt, Heemstede, war der Name einer zentral gelegen Stelle, wo Recht gesprochen wurde. Das konnte mitten im Wald sein. Hier folgt ein Auszug dieser Urkunde: Ilgen.Qu.IIa, nr.75: Item dyt ist ghone dat ich Thomas Hotman van gerichtswegen gedaen heb in de Duffel, synt to mail dat myn g.h.& c. sijner gnaden vrunde op die heymstadt had inde bywesen der Duyffeler my Thomas vurser, mynen eyd dair staven lyet voir enen richter...) Hier folgt der Text des Regestes: Im 16. und 17. Jahrhundert finden wir in der Duffelt und Umgebung einige Otemänner in verschiedenen Schreibweisen, ohne dass wir einen belegbaren Zusammenhang finden können. Aus 1580 kennen wir eine Anschrift von Wesselus Hotman. Kanunik / Probst zu Xanten. ( Wesselo Hotman Preaposito Resensi Canon.Xanten. Morum ac ingenii suavitate omnibus charo et reverito. Vix.an.80.ob.Mart. MDXXVIII exec.Test.B.M.pos. ‘’ Wegen seinen Sitten und Verstand von allen sehr geliebt und verehrt ‘’) Er hatte auch einen Waffenschild: links oben ein Löwe und rechts eine Rose und unten umgekehrt. In dieser Epoche finden wir auch in Emmerich (D) verschiedenen Hotmans. Eine andere Erklärung des Namens könnte sein, dass der erste Teil des Namens, OTE ( R) abgeleitet ist von einem Ort oder einem Hof oder Wohnung. Also ein sogenanntes Toponiem. ( Siehe G.Gorissen 1981, Bürgerbuch von Kranenburg 1400-1735; Auszug der Namen der Bürgermeister und Neubürger) Hot kann auch aus dem alt germanischen kommen und soll dort Haupt (man) bedeuten. Od, Ot im alt- germanischen, bedeutet Besitz, Reichtum, Erbbesitz. Im gotischen Sprachgebrauch bedeutet otag reich; im angelsächsischen bedeutet êad Besitz, Reichtum, Glück, Gut und in alt-norwegisch ist audhr Reichtum. Also könnte der Name vermögender Mann bedeuten. Vielleicht ist es früher doch (H)oterman gewesen und das R ist weggefallen, weil man es im niederrheinischen Gebiet nur schlecht aussprechen kann. Zum Vergleich: Mergel (Amsel) wird Mel oder Mal im Dialekt. Vorläufig sind das alles noch Spekulationen und der Name bleibt ein Mysterium. Die Registrierung der Namen. Obwohl im Altertum die Hebräer, Griechen und Römer sorgfältig die Geburten registrierten, tat man das während des Mittelalters nicht mehr, mit Ausnahme von einigen, vor allem vornehmen Familien, die privat ihren Stammbaum unterhielten. Das Konzil von Trennte (1545-1563), dass als Reaktion auf die Reformation, die römisch- katholische Kirche reorganisieren wollte, hat u.a. auch die Einrichtung der Parochialen Register verordnet.Margaretha von Parma hat, nach dem Vorbild des Konzils und der Provinz Synode von Cambrai (Fr), am 28. Juli 1565 für die südlichen Niederlande angeordnet, dass die Namen der Mutter und der Paten erwähnt werden müssen in den Taufbüchern und dass die Heiraten eingetragen werden sollen mit genauer Nennung der Namen, Vornamen der Eheleute und der Zeugen und ebenso musste das Datum und die Stunde des Zeremoniells angegeben werden. Die Verordnung von Henri III zu Blois Mai 1579, ebenfalls im Einklang mit dem Konzil, schreibt den Pfarrern vor ,drei verschiedene Register zu führen ( Taufe, Trauung, Tod), von denen je eine Kopie ausgehändigt werden sollte an die bürgerlichen Autoritäten und zwar innerhalb von zwei Monaten nach dem Jahreswechsel. . Die Erzherzöge Albert und Isabella von Österreich stellten am 12 Juli 1611 das Ewige Edikt aus und in Artikel 20 vertrauten auch sie eine Kopie der Register den Schöffen und Gesetzesdienern an, und bestätigten hiermit die Verbindung zwischen der kirchlichen und der profanen Macht. Auch haben sie am 14 Dezember 1616 den Gebrauch und die Qualifikation der Adels- Titel geregelt, was bei den höheren Familien für eine heftige Erregung gesorgt hat. In 1614 präzisierte Papst Paulus V die Form und den Umgang mit den parochialen Urkunden. Im Lütticher Land wurde das Standesamt 1612 und 1646 reorganisiert entsprechend den Statuten der Erzdiözese. Ludwig XIII hat dann noch mal im Januar 1629 und am 26 November 1639 die Verwendung parochialer Register präzisiert und Ludwig XIV hat das auch noch einmal 1667 getan . Nach der Rücknahme des Edikts von Nantes, 18 November 1787, mussten die Reformierten (Hugenots) untertauchen oder ins Ausland flüchten. Dies hat zur Folge gehabt, dass von diesen Personen viele Daten nicht mehr zu finden sind. In Frankreich wurde die Trauung ab 1736 genau festgelegt vom Kanzler Charles d'Aguessau. In den Niederlanden soll man damit sehr nachlässig umgegangen sein, denn am 5 Februar 1744 schreibt der Bischof Wilhelmus van Yper seinen Pfarrern vor, die parochialen Register gut zu führen. Am 29 März 1752 bestätigte Maria-Theresia die Maßnamen der Erzherzöge von 1611 und am 13 April des selben Jahres fand der Rat von Luxemburg es nötig dasselbe zu tun.Es ist wohl klar, dass es bis weit in das 18te Jahrhundert, in der kirchlichen Organisation es mit der Registrierung nicht genau genommen wurde. Zahlreich sind denn auch die Lücken, Fehler, Verschreibungen und Ungenauigkeiten resultierend aus den geringen Kenntnissen der lateinischen Sprache, in den kirchlichen Registern. Außerdem sind viele Register verloren gegangen in Kriegen, durch Feuer, Überschwemmungen, Verfolgung Andersgläubiger, nachlässige Aufbewahrung und Unordentlichkeit. Die Herkunft und die Ausbildung vieler Pfarrer war damals weit unter dem Niveau. Während der französischen Revolution gründete die gesetzgebende Versammlung während ihrer letzten Sitzung, (der Tag der Schlacht bei Valmy), am 20 September 1792, das Standesamt. Das war ganz profan. Ab 1796 hat das dann in den südlichen Niederlanden funktioniert. In den nördlichen Niederlanden erst ab 1811. Am 3 November 1807 wurde im Code Napoleon, in Artikel 56, dekretiert, dass ein Doktor oder eine Hebamme als Zeuge erscheinen solle bei einer Geburtsmeldung. Die Titel 63 und 64 handeln von der Trauung und Titel 77 vom Tod. Unabhängig von den parochialen Archiven, die jetzt meistens dem Staat anvertraut wurden, mussten alle Urkunden des Standesamtes zweifach ausgestellt werden. Ein Exemplar bleibt im Rathaus und das andre geht zur Gerichtskanzlei des Verwaltungsbezirks. Jedes zehnte Jahr musste eine sogenannte Zehnjahrestabelle angefertigt werden, in der alle Geburten, Trauungen und Todesfälle in einer Gemeinde alphabetisch-lexikografisch geordnet werden. Dadurch ist ab 1811 die Familienforschung ein Stück leichter und deutlicher geworden. Übrigens gibt es für die Forscher noch viele andere Quellen um Namen und Daten zu finden: Hausangestelltenregister, Steuerdokumente, Berichte über Ratssitzungen, Kautionsbriefe, Wehrpflichtigenlisten, Amtgerichte und Kataster, Auswanderungs- oder Einwandrungslisten in Amerika oder in Europa, Passagierslisten der H.A.L.(Holland-American Line) oder anderer Schifffahrtsgesellschaften in Rotterdam, Bremen oder Hamburg , Notarurkunden, Archive von Schöffen , Armensorgeverzeichnisse, Waisenregister, niederländische Wasserbehördenregister, Berufs- oder Gildeverzeichnisse, Pacht-und Zinsarchive usw. Die Mormonenkirche in Salt Lake City (Utah, Amerika) hat in der ganzen Welt überall die Kirchenbücher auf Mikrofilme aufgenommen. Das alles befindet sich in einem riesigen Computersystem in Amerika. Der Hintergrund dieser Tätigkeit war, dass auch die Vorfahren von den heutigen Mormonen in den Himmel kommen können, wenn man nachforscht und sie bei seiner Familie “eingliedern” kann. Ab 1840 besteht in den Niederlanden auch ein Bevolkingsregister, ein Buch worin auf jeder Seite eine Familie steht. Die Familienzusammensetzung, aber auch das Datum der Siedlung oder des Umzugs ist darin aufgenommen. Diese Bücher sind aber nicht zuverlässig, denn dass Buch hat keinen gesetzlichen oder offiziellen Charakter. Ab 1938 hat man das ersetzt durch eine Personenkartenregistrierung. Es gelingt nicht vielen mit einer Familienforschung weiter als in das 16te Jahrhundert zu kommen. Das sind dann 14 bis 16 Generationen.
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